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Allgemeinen Zeitung Mainz
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ALLGEMEINE ZEITUNG MAINZ
VOM 02.02.2016

ALLGEMEINE ZEITUNG
VOM VOM 29.01.2016

Andreas Schmitt: Spinat und Messwein zum Jubeltag in Mainz

Von Maike Hessedenz

MAINZ - Dass die Eiskalten Brüder ohnehin gerne zum Feiern aufgelegt sind, muss man nicht eigens erklären. Diese Kampagne begehen allerdings diverse Aktive des Vereins närrische und andere Jubiläen – dass da der eine oder andere Extra-Tusch fällig wird, liegt nahe.

Sitzungspräsident Andreas Schmitt gönnt sich und dem Publikum seit elf Jahren die Rolle des Obermessdieners – als er die Figur im Jahr 2005 schuf, war er allerdings alles andere als ein Neuling in der Bütt. 2016 ist Andreas Schmitt 40 Jahre in der Fastnacht aktiv, davon 33 Jahre bei den Eiskalten Brüdern.

Die Spinatwachteln, die kultige Gesangsgruppe der Eiskalten Brüder, besteht diese Kampagne seit 25 Jahren; und die stimmstarken Eisbären stehen seit elf Jahren auf der närrischen Rostra (die AZ berichtete). Ihren ersten kleinen Jubeltag feiern auch Frank Brunswig und Julian Seitz, die seit fünf Jahren als Duo auftreten.

So richtig in der Familie liegt das Fastnachtsgen bei Andreas Schmitt nicht – nur sein Urgroßvater Franz Schmitt liebte den närrischen Vortrag. 1895 trat er in der alten Stadthalle erstmals auf, blieb dann viele Jahre aktiv, unter anderem unter dem damaligen MCV-Präsident Heinrich Bender. Bei Andreas Schmitt beschränkt sich die fastnachtliche Aktivität allerdings längst nicht nur auf die paar Wochen zwischen Neujahr und Aschermittwoch – das ganze Jahr über ist er den besten Gags und den brennendsten Themen für den nächsten Obermessdiener-Vortrag auf der Spur. „Wenn mir ein Gag einfällt, dann mache ich sofort einen Reim draus“, sagt er. „Und am Ende des Jahres wird dieser Katalog dann aktualisiert und zusammengefasst.“

Paraderolle war gar nicht geplant

Es sind die großen Skandale in der Welt, oft auch in der Kirche, die sich Andreas Schmitt, der im zivilen Leben in der IT-Abteilung des Bischöflichen Ordinariates arbeitet, widmet. Dem Mainzer Bischof Kardinal Lehmann huldigt er gerne, auch das Weinhaus Bluhm hat dank Andreas Schmitt deutschlandweit Bekanntheit erlangt. „Die Flüchtlingsthemen, die Attentate, das sind Dinge, die ich lieber den politischen Rednern überlasse.“ Er lebt und liebt es, die Menschen zum Lachen zu bringen – gerade in Zeiten wie diesen. „Je gedrückter die Stimmung in der Gesellschaft, desto heftiger wird gefeiert“, meint der 54-Jährige. „Nach dem Krieg war es genauso.“

Dass der Obermessdiener zu seiner Paraderolle geworden ist, war eigentlich gar nicht geplant, erzählt er. Nachdem er 2005 erstmals in das Messdienergewand geschlüpft war, mimte er 2006 eine Gouvernante, Fräulein Rottenmeier. „In der Kampagne kamen dann einige Menschen zu mir und baten mich, doch wieder den Messdiener zu machen. Ich schrieb also die Rolle um und bin seitdem der Obermessdiener“, erzählt der Nieder-Olmer, der neben den Eiskalten Brüdern außerdem im Nieder-Olmer Carneval-Club (NOCC) und im Mainzer Carneval-Verein (MCV) aktiv und nicht zuletzt Sitzungspräsident der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ ist. Und die klerikale Rolle bleibt, verspricht er. Auch wenn sein Chef, Kardinal Lehmann, demnächst in Rente gehen wird. „Ich kann ja auch unter dem nächsten Bischof Obermessdiener sein.“

Verstärkung gesucht

Auch die Spinatwachteln blicken in ihrem 25. Jubiläumsjahr in die Zukunft. Derzeit wird Verstärkung für den neunköpfigen Chor gesucht, erzählt Leiterin Ellen Feuerlein. Ursprünglich waren es die Frauen der Komiteeter der Eiskalten, die sich an Fastnacht in die bunten Kostüme warfen und ein paar Lieder zum Besten gaben. Inzwischen darf jede, die Lust und Spaß am Singen hat, mitmischen – „nur zu uns passen müssen die neuen Sängerinnen“. Und etwa ab August bis zur Kampagne donnerstags abends Zeit zum Proben haben. Eine Sopranistin steht derzeit ganz oben auf der Wunschliste.

Immer wieder studieren die Sängerinnen neue Lieder für ihre etwa fünf bis sechs Auftritte in der Kampagne ein, mal dreht sich’s um Mainz und Gonsenheim, mal darum, dass sie zur Fußball-WM das Gemüse liefern. Die Garderobe, das ist das Markenzeichen der neun Frauen, die von drei Männern an den Instrumenten begleitet werden. „Jede stellt ihr Marktfrauen-Outfit selbst zusammen“, sagt Ellen Feuerlein, sie selbst beispielsweise trage eine Schürze ihrer Großmutter. Bei den Eiskalten Brüdern fühlen sich die Damen wohl, „hier herrscht ein familiäres Flair, wir gehören alle zusammen“, sagt sie.

 

ALLGEMEINE ZEITUNG MAINZ
VOM 11.01.2016

Merkels Herz als Schäubles Schmerz 

Von Monika Nellessen

EISKALTE BRÜDER Fremdensitzung mit klug abgewogenen politischen Vorträgen zum Flüchtlingszustrom

GONSENHEIM - Wenn Eiskalte Brüder feiern, erwarten einen eher frische Temperaturen, so könnte man meinen. Tatsächlich aber erhitzt sich die wohl klimatisierte TGM-Turnhalle recht schnell bei der zweiten Fremdensitzung. Vereinspräsident Karlheinz Hummel ist zu Recht stolz auf das gut durchdachte und mit vielen Höhepunkten aufwartende Programm.

Tempo bei „Turbositzung“

Die vorangegangene Kampagne war kurz, die diesjährige Kampagne ist noch kürzer, so knüpfen Hans-Walter Sans und Svenja Heigert mit einer „Turbositzung“ als Eröffnungsspiel einfach mit noch mehr Tempo an ihre Vorlage von 2015 an. Neu haben sie den Flüchtlingszustrom als Topthema. „Das schaffen wir, doch nicht allein, Europa ohne Witz, kein Selbstbedienungsladen ist“, erwartet Sans mehr Solidarität von EU-Mitgliedsstaaten. Wie ein roter Faden zieht sich das Zuwanderungsthema durch die politischen Vorträge, und zwar auch nach den Vorkommnissen in Köln in keinerlei Weise aufgeheizt, sondern klug abgewogen. Dafür gebührt Protokoller Andreas Keim jede Menge Respekt, ebenso „Saaldiener“ Axel Zimmermann und dem „Deutschen Michel“ Bernhard Knab. „Doch bin ich froh, Merkel zeigt ihr Herz, selbst wenn für Schäubles Kasse ist’s ein Schmerz“, reimt Keim. Der „Deutsche Michel“ schließt sich an: „Humanität ist in der Tat, besser als jeder Stacheldraht.“ Zugleich findet Knab in seiner wie immer frei vorgetragenen Rede, für die er Standing Ovations erhält, klare Worte zu Köln: „Wer Frauen für Freiwild hält, ist nicht willkommen in dieser Welt.“

„Dass Frau und Mann gleichberechtigt sind, lernt in der Grundschule jedes Kind“, unterstreicht auch der als Sitzungspräsident brillante Andreas Schmitt, der in seiner Rolle als „Obermessdiener“ in dieser Kampagne noch stärker einer ist, der einfach mit ungebremster Wucht aufzählt, was ihn so umtreibt, sei es das Schwarzgeld der Glaubenskongregation des aus Finthen stammenden Kardinals Müller („Er hat nicht nur Wein im Keller gegen den Durst, sondern auch 20 000 Euro hinter der Wurst“), sei es den Pächterwechsel in seiner Stammkneipe „Bluhm“: „Leck mich am Arsch, da geh ich nicht mehr hin“.

Veganer der Stufe 7

Unbeschwert von solchen Streitthemen kann sich das närrische Auditorium bei Marcus Schwalbach vergnügen, der sich beim Marktfrühstück die Kanne gibt. Erneut Publikumsliebling ist Sabine Pelz als städtische Chefhostess, die bei einer Vernissage „alte Stiche“ am Oberschenkel vorführt oder vom Inhaber von „Thorstens Tofu-Stube“ berichtet, einem Veganer Stufe 7: „Der isst nix, was en Schatte wirft.“ Da kugelt sich nicht nur der Sitzungspräsident vor Vergnügen.

Für närrische Gourmets

Etwas für närrische Gourmets ist der Vortrag der Prinzengardisten Julian Seitz und Frank Brunswig, die als Saalkellner auf der Bühne der „Eiskalten“ genialen Nonsens servieren. Ihre Fans schmeißen sich vor Lachen weg, wenn die beiden im Stil des klassischen Zwiegesprächs blödeln, vom adoptierten „Labradoodle“ („Meine Frau und ich können keine Hunde bekommen“) bis hin zum Fifa-Skandal, verkorkt im „2006er Niersbacher Opferbrünnchen“. „Der besticht durch einen ganz bitteren Abgang, ein bisschen schmierig. Was man so dafür springen lassen muss? Lass mich raten: Einen Zwanziger!“ Phantastisch.

Hervorragend sind bei den „Eiskalten“ traditionellerweise die Ballettvorführungen: In diesem Jahr präsentierte die vielfach preisgekrönte Showtanzgruppe des TSV Schott unter Leitung von Karin Carra eine athletisch und ästhetisch gleichermaßen beeindruckende Pharaonenwelt. Die Nachwuchsgruppe „Youngsters“ verzückte mit einem wunderschönen Elfentanz. Für die gute Nachwuchsarbeit des Vereins spricht auch der Auftritt der Gesangsgruppe „Eisbären“ unter Leitung von Christopher Ludwig. Und die Allerkleinsten marschieren schon in der Grenadiergarde mit, sodass es nur logisch erscheint, dass im Musikzug ein gerade 14-Jähriger nach der Halbzeitpause wie ein cooler Profi die Drums bedient.

Zuvor sorgten die musikalischen Routiniers Pit Rösch und Thorsten Ranzenberger für Stimmung. Getoppt wird das Ganze nur noch durch die „Eiskalte Dorfmusik“, intoniert durch nicht alle gleichermaßen stimmfeste Komiteeter samt Teufelsgeige und Pauke sowie Andreas Schmitt als vorbeihuschender Weinkönigin. Trotz zahlreicher exquisiter Beiträge bleibt bei den „Eiskalten Brüdern“ eine angenehme Grundtemperatur: Es ist ganz einfach angenehm menschlich.

ALLGEMEINE ZEITUNG MAINZ
VOM 08.01.2016

Wie ein Regiment aus dem 30-jährigen Krieg

Von Diether Degreif

GRENADIERE 150 närrisch Uniformierte bereichern die Mainzer Umzüge

MAINZ - „Es waren einst zwei Grenadiere …“ sang die unvergleichliche Margit Sponheimer 1969 in den vierfarbbunten Sälen der Stadt Mainz. Mittlerweile bereichern über 150 Grenadiere die närrischen Umzüge in Gonsenheim und Mainz. Die 1904 gegründete Grenadiergarde gehört zu dem Carnevalverein „Eiskalte Brüder“ 1893 Mainz-Gonsenheim e.V. Mit den schmucken grau-blau-goldenen Uniformen bildet die Garde bei jedem Auftreten einen ganz besonderen Blickfang. Unter einem großen grauen Filzhut, den verschiedenfarbige Federn zieren, wird eine graue Jacke mit gestärktem weißem Kragen und gestärkten weißen Manschetten getragen. Um die Taille ist eine breite gelbe Schärpe geschlungen. Die blauen Hosen stecken in schwarzen Stiefeln. Vorbild für diese Montur war die Uniform eines sich im Dreißigjährigen Krieg vielfach bewährten westfälisch-holländischen Grenadierregiments. Im Zuge dieser ganz Europa erfassenden militärischen Auseinandersetzungen lag das Regiment mehrfach vor den Mauern der Festung Mainz.

Eine Besonderheit der Garde fällt sofort ins Auge. Im Gegensatz zu vielen anderen Mainzer Fastnachtsgarden, wo so mancher danach strebt, den nach vielen närrischen Kämpfen erlangten „Rang“ mit einem Radadel‘sche‘ oder einem Stern auch gegenüber der Öffentlichkeit zu dokumentieren, weist die Uniform der Grenadiere keinerlei „Dienstgradabzeichen“ auf. Alle Mitglieder sind vor Gott Jocus gleich! Die kleine, aber feine Reitergruppe auf ihren Fjordpferden steht unter Leitung der durch ihre langjährige Voltigiertätigkeit landauf und landab bekannten Hanne Strübel. In diesem Jahr allerdings setzt Strübel aus gesundheitlichen Gründen aus.

Einen besonderen Augen- und Ohrenschmaus bietet auch der Moderne Musikzug der Garde, der nicht nur in der Fastnachtszeit gekonnt aufspielt, sondern auch bei vielen lokalen Festen im Verlauf des Jahres.

Die Gardisten schwören stets aufs Neue, nur so viel zu essen und zu trinken, aufdass sie keine Leib- oder Kopfschmerzen bekommen. Gerne schmettern sie auch das zum 25jährigen Bestehen des Modernen Musikzuges entstandene Lied.